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Opiat-Intoxikation erkennen – richtig reagieren

Immer hÀufiger geraten EinsatzkrÀfte mit hochpotenten Opiaten wie Fentanyl in Kontakt – sei es bei einer Verkehrskontrolle, einer Drogenrazzia oder durch unbeabsichtigte Exposition im Streifendienst. Schon kleinste Mengen – insbesondere Fentanyl-Staub – können lebensgefÀhrlich sein.

Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Erkennungsmerkmale, Sofortmaßnahmen und Nachsorgeschritte fÃŒr Polizei, Rettung und SicherheitskrÀfte zusammen.

Erkennbarkeit einer Opiat-Intoxikation


Klassische Triade der Opiatvergiftung:

  • Bewusstseinsminderung bis Bewusstlosigkeit

  • Flache oder aussetzende Atmung (< 8 AtemzÃŒge/min)

  • Starke Pupillenverengung („Nadelstichpupillen“)

Weitere typische Anzeichen:

  • Blutdruckabfall, verlangsamter Puls

  • Kalte, feuchte Haut, blÀuliche Lippen (Zyanose)

  • Muskelerschlaffung, Zittern der HÀnde

  • Unruhe, Schweißausbruch, evtl. KrÀmpfe oder Erbrechen

  • Fehlende Reaktion auf Ansprache oder Schmerzreiz


Substanz

Wirkungseintritt

Wirkdauer

Besonderheiten

Fentanyl

1–5 Minuten

30–90 Min.

Extrem potent, schnell lebensbedrohlich

Heroin / Morphin

30 Sek. – 5 Min. (i.v./inhalativ)

3–5 Stunden

Klassischer Opiatverlauf

Methadon

5–30 Minuten

bis 36 Stunden

Gefahr der SpÀtdepression

Kodein

15–60 Minuten

4–6 Stunden

SchwÀcher, aber in Kombination gefÀhrlich

Handlungsempfehlung fÌr EinsatzkrÀfte

1⃣ Selbstschutz: Handschuhe, FFP2/FFP3-Maske tragen, kein direkter Haut- oder Schleimhautkontakt. VerdÀchtige Substanzen nicht anfassen oder aufwirbeln.


2⃣ Kolleginnen und Kollegen prÃŒfen: Reaktion – Atmung – Puls kontrollieren.


3⃣ Bewusstlos, aber Atmung vorhanden: Stabile Seitenlage, Atemwege freihalten, kontinuierlich ÃŒberwachen.


4⃣ Fehlende oder extrem flache Atmung:

  • Beatmungsbeutel (BVM) verwenden, falls vorhanden.

  • Keine Mund-zu-Mund-Beatmung!

  • Naloxon (z. B. Nyxoid®) kann durch geschulte KrÀfte intranasal verabreicht werden.

    • Eine Dosis = 1 SprÃŒhstoß in ein Nasenloch

    • Falls nach 2–3 Minuten keine Wirkung → zweite Dosis ins andere Nasenloch!

    • Wirkdauer 30–90 Minuten → Gefahr des RÃŒckfalls (Rebound)


5⃣ Reanimation: Sobald keine Atmung oder kein Puls feststellbar ist →Herz-Lungen-Wiederbelebung (30:2) nach Standard-Guidelines, bis Rettung eintrifft.


6⃣ Rettungsdienst nachfordern:


7⃣ Nachsorge & Meldung:Ereignis als Expositionsfall dokumentieren (Zeit, Substanz, Maßnahmen).Kolleginnen und Kollegen nach Exposition Àrztlich untersuchen lassen.



Medizinische und taktische Nachsorge

Nach einer Fentanyl-Exposition zÀhlt auch die Nachsorge:

  • Nyxoid® / Naloxon wirkt nur 30–90 Minuten, Opiate teils viele Stunden → medizinische Überwachung notwendig!

  • Bei Fentanyl oder Methadon kann eine mehrfache Naloxon-Gabe erforderlich sein.

  • Psychologische Nachsorge: Akute EinsÀtze mit Opiat-Toten oder Reanimationen sind psychisch belastend – GesprÀch mit Peer-Team oder Dienstpsychologen empfohlen.

  • Materialhygiene: Kontaminierte Kleidung, Handschuhe und AusrÃŒstung sicher entsorgen. Keine Eigenreinigung bei Fentanyl-Verdacht.



⚠ Hinweise

  • Fentanyl ist bis zu 100× stÀrker als Morphin – Sekunden können entscheiden.

  • Naloxon ersetzt keine medizinische Versorgung, sondern ÃŒberbrÃŒckt die kritische Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.

  • Alle Maßnahmen mÃŒssen durch geschultes Personal erfolgen.

  • Dieses Posting ersetzt keine medizinische Ausbildung.

 
 
 
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